Letizia Werth

Das Nervenkrankenhaus Hôpital de la Salpêtrière in Paris war im 19. Jahrhundert die wohl bekannteste psychiatrische Anstalt Europas. Speziell die Erforschung der „Hysterie“ durch Jean-Martin Charcot – die auch Sigmund Freud im Rahmen eines Studienbesuches erleben konnte – war eines der Vorzeigeprojekte
der Klinik. Zur Demonstration der oft martialischen Behandlungen war eigens ein Amphitheater errichtet worden, in dem Frauen öffentlich zur Schau gestellt wurden.

Letizia Werth greift in ihrer Serie lunatic pictures die fotografischen Dokumentationen dieser „Forschungen“ auf und zeigt damit, wie eine medizinische und wissenschaftliche Idee auf den weiblichen Körper projiziert wird. Die Verrenkungen der meist hypnotisierten Patientinnen sind faszinierend
und abstoßend zugleich und sind Dokumente einer präzisen Inszenierung, die voller Gewalt steckt.

Die Fotos werden von Letizia Werth akribisch abgezeichnet und zu einem neuen Bild gearbeitet. Es wird das komplexe Zusammenspiel von Gesellschaft und Wissenschaft sichtbar an den Verrenkungen des weiblichen Körpers.

Ausstellung bis 21. Juni 2013