Ausstellungsdauer: 26. März bis 25. April 2014
Die Molekular- Ästhetik der Photogramme von Beba Fink
Seit einigen Jahren beschäftigt sich die steirische Künstlerin Beba Fink mit biosynthetischen und interagierenden Photogrammen und Diaprojektionen, die auf eine morphologische Zellkultur hinweisen.
Die Frage ist: was kann diese Zellkultur in der Kunst erreichen? „Liquid landscapes“ eines der Titel ihrer künstlerischen Arbeit zeigen Cluster aus z. B. körperlichen Flüssigkeiten, wie Eigenblut, Spucke oder Sperma, “Eigenkörper-Photogramme“, die in Diarähmchen, also zwischen zwei Gläsern eingequetscht werden, und sich plötzlich bewegen. „Materialien“ , die man bisher aus dem Aktionismus der 60ger Jahre her kannte, werden neu untersucht und mittels Projektionen durchleuchtet und in einem neuen Display, fernab der aktionistischen Agitation präsentiert bzw. projeziert. Es bewegt sich etwas interaktiv, ohne dem zutun der Künstlerin. Es sind Bläschen oder amorphe Kreise zu sehen, die sich bewegen und nach einer anderen Verbindung suchen und andocken. Man kann abstrakte Cluster beobachten, wie in einem schwarz-weiß- Film, die sich stetig verbinden wollen. Das Dia beziehungsweise dessen Projektion wird zu einem entropisch dynamischen Kunstwerk ohne Pause. Kino der Atome!
Milch, Kernöl, Rot-oder Weißweine und andere Flüssigkeiten, die von dem Körper der Künstlerin direkt umgeben sind; aufgenommen und im Körper wieder integriert werden, bilden einen weiteren programmatischen Aspekt in der Arbeit von Beba Fink und werden als im Körper in spe vorkommendes Biomolekül mittels verschiedenster Projektoren installativ und in situ in einem dark-room präsentiert.
Wasserstoff z.B. bildet aufgrund der Anziehung eines Wasserstoffatom mit dem Sauerstoffatom eines anderen Wassermoleküls sogenannte Wasserstoffbrücken.
Diese Brückenbildung ist abhängig von der Bewegung der Teilchen. Ähnlich verhält es sich bei den interaktiven Diaprojektionen (mit anderen, oben genannten Flüssigkeiten) bei der künstlerischen Arbeit von Beba Fink, visualisiert durch Ornament und Rhythmus.
Die Künstlerin ist auch eine bekennende Sammlerin und Archivarin.
Sammeln von Plastikteilen der Spielzeugindustrie, Bruchstücke, transluzide Plastikwaren und Gläser aus dem Haushalt, die dann in einer ästhetischen und inhaltlichen Intervention im „dark-room“ photogrammiert werden.
Es entstehen stille Photogramme, schwarz-weiß, oder sehr farbig, überlagernd gehalten, die an ein Ablaufdatum und an ein Vergessen der Produkte erinnern, dessen Sinnhaftigkeit in Frage gestellt wird.
Parallel dazu entstehen auch Soundinstallationen, amorphe Geräuschkulissen, verzerrte Bilder, die in einem Enviroment zu einer Einheit präsentiert werden. Cluster eben, Atome und Brücken. Diese Brückenbildung ist ein wesentlicher Bestandteil der künstlerischen Arbeit von Beba Fink.
Klaus Dieter Zimmer, Wien - Göritz, 2013